Borderline, Nähe und Distanz und das Ding mit der Verhältnismäßigkeit

Madonna hat es in den 80er Jahren besungen. Borderline, die Grenze zwischen Gefühl und Verstand. Die körperlichen Schmerzen des Fühlens hat sie ausgedrückt und viele Frauen! haben in dieser Zeit mitgesungen. Es drückte ein Lebensgefühl aus. Fühlen dürfen, aber sich nicht verlieren in dem Gefühl.

Borderline gehört zu den Persönlichkeitsstörungen in der Welt der Psychiater und Psychologen. Borderline ist gekennzeichnet durch emotionale Instabilität, dabei ist oft das eigene Selbstbild ver-rückt, Ziele und innere Präferenzen unklar und/oder gestört. Dazu zählen auch sexuelle Präferenzen. Zudem besteht eine Neigung zu intensiven, aber stets unbeständigen Beziehungen. Das führt häufig zu emotionalen Krisen und der Angst verlassen zu werden. Auch zählen Gedanken an Suizid dazu sowie etliche Versuche sich selbst zu verletzen immer mit dem Wunsch den Druck des Fühlens los zu werden und/oder sich selbst zu fühlen. Ups, schon beim Lesen fällt auf, das kennt der ein oder andere sicher diese Gedanken und Gefühle. Das ist doch die Welt, die uns interessiert. Die Welt der Gefühle, dieses Schwanken zwischen zu viel und zu wenig, wann gebe ich zu viel und wann zu wenig. Sei es privat oder im beruflichen Kontext. Es erinnert uns an die Zeit der Pubertät und des jungen Erwachsenenalters. In den letzten Jahren hat sich die Borderline-Persönlichkeitsstörung in vielfacher Hinsicht zu der klinisch bedeutsamsten Persönlichkeitsstörung entwickelt. Etwa 2 Prozent aller Menschen leiden an diesem Störungsbild in seiner manifestierten Form. Es gibt eine hohe Suizidrate, die 50-mal höher liegt als in der Allgemeinbevölkerung und bei etwa 80 Prozent kommt es zu gravierendem selbstschädigendem Verhalten. Zudem zeigen sich in der Regel weitere psychische Probleme, wie Depressionen, Ängste und Süchte. Die helferische Begleitung, sei es durch Psychologen, Psychiater oder andere Berufsgruppen ist gekennzeichnet durch Abbrüche seitens der Betroffenen und einem langwierigen Verlauf.

Laut tiefenpsychologischer Ansätze spielen die frühen Jahre der Kindheit eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der genannten Schwierigkeiten und dem oft chronischen Verlauf. In den frühen Lebensjahren dominiert der innerseelische Mechanismus der Spaltung von nicht miteinander zu vereinbaren Konflikten. Gegensätzliche Gefühle oder Wahrnehmungen können schwer in sich vereint werden. Eigene Gefühle und auch andere Menschen werden grob in gut oder böse eingeteilt. Das erleben dann oft Helfer, aber auch Partner, da sie auch entweder in Gut oder Böse eingeteilt werden und dann entsprechend des eigenen Programms reagieren. Bleibt dieser Mechanismus bei den betroffenen Personen bestehen, erfolgt eine instabile Wahrnehmung und auch Einschätzung des eigenen Verhaltens, oft kommt zu einem Verlustgefühl der eigenen Identität.

Somit betrifft das beschriebene Thema auch die Menschen, die mit von Borderline betroffenen Menschen arbeiten oder von Ihnen aufgesucht werden. Auch Partnerschaften werden davon beeinflusst. Wir stoßen dadurch in der Regel an ein Phänomen, mit dem wir alle kämpfen, der ein mehr und der andere weniger.

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